Rezensionen zu Hafis: "Der Diwan"

     Übersicht:
      Elena Maroufi zu Hafis (www.myliris.de), Oktober 2004
      Max Lorenzen im Marburger Forum, 2004 Heft 3
      Wolfgang Günter Lerch in der FAZ vom 13.7.2000
      Zwei Leserbewertungen bei www.amazon.de
 

Eine Hafis-Darstellung







Das Grab des Hafis in Schiras

Elena Maroufi zu Hafis (www.myliris.de), Oktober 2004

"Hans Bethge: Nachdichtungen der Lieder und Gesänge des HAFIS  und  HAFIS: Der Diwan - Faksimile Edition der deutschsprachigen Erstausgabe von 1812/13

Gedichte, zuletzt hat es die ZDF-Umfrage "Das große Lesen" nachgewiesen, gehören heutzutage nicht zur  Lieblingslektüre der Deutschen. Gleichzeitig jedoch hat das erhebliche Publikumsinteresse am Schwerpunkt  der Buchmesse 2004 gezeigt: Der Orient ist "in". Politische Krisen rücken diesen Teil der Erde immer wieder in  den Mittelpunkt des Interesses, meist mit negativen Schlagzeilen. Eine Wende zum Positiven könnte durch  besseres Kennenlernen gefördert werden. Und gerade beim Orient ist der Weg über seine Lyrik nicht der  Schlechteste!

 Hafis - Der Diwan 1+2 - Faksimile Edition
Frechheit und Frische, Erhabenheit und Erregung, Liebe und Laster - das ganze Spektrum des Lebendigen wird hier vor uns  ausgebreitet, in einer Sprache, deren Mut und Aktualität verblüfft. Denn es handelt sich nicht etwa um Zeitgenössisches, sondern  um orientalische Lyrik des 14. Jahrhunderts (nach christlicher Zeitrechnung), vor 100 Jahren nachgedichtet von einem deutschen  Poeten. Wer sich auf lyrische Weise dem Orient nähern möchte, kann kaum einen besseren Einstieg finden!

Von Goethe verehrt
Hafis - persischer Dichter und Mystiker des 14. Jahrhunderts (nach christlicher Zeitrechnung).  Hafis - eine Legende, hochverehrt von seinen Anhängern, tief geschmäht von einer ignoranten Geistlichkeit.  Hafis - der, über den Goethe sagte: "Du aber bist mystisch rein, / Weil sie dich nicht verstehn."  Hafis - das Wesen der Schönheit in Sprache gegossen! (Schon in der Übersetzung erahnbar, wieviel mehr im Original ...)

Lust auf Lyrik
Hier findet sich für Jeden etwas: erlesene Liebeslyrik, pointierte Gesellschaftskritik, tiefgründige Mystik. In der Nachdichtung Hans  Bethges eignet sich Hafis sogar, Gedichte-Muffeln Lust auf Lyrik zu machen!

Orientalische Mystik
Wer sich näher mit orientalischer Mystik befasst hat, wird vermutlich Manchem in Bethges Geleitwort widersprechen; im  Gegensatz zu Hafis war Bethge kein religiöser Mystiker. Die religiöse Mystik des Orients verfügt über einen eigenen Begriffskanon  und Metaphern, die selbst zu Hafis Zeiten im Orient nur Eingeweihten bekannt und verständlich waren. Darüber hinaus gilt:  Orientalische Dichtung erschöpft sich niemals nur in einer Bedeutungsebene. Daher ist Bethges Aussage, Hafis habe "in  Wirklichkeit nur das Zeitliche und Irdische gemeint" sicherlich zu kurz gegriffen. Der Nachdichtungsqualität hat Bethges  mangelnde Vertrautheit mit diesen Aspekten jedoch nicht geschadet. Der Kenner braucht keine weiteren Erläuterungen und wer  sowieso kein tieferes Interesse an religiöser Mystik hat, wird sie nicht vermissen. Lesevergnügen stellt sich so oder so ein!

Ein besonderes Juwel
Schließlich noch etwas zur Herausgeberin: Glücklicherweise gibt es sie noch, die engagierten Verlegerpersönlichkeiten! Ohne den  hingebungsvollen Einsatz von Regina Berlinghof für ihren YinYang Media Verlag gäbe es diese sehr ansprechende, trotzdem auch  für den kleinen Geldbeutel erschwingliche Hafis-Ausgabe nicht. So ist ihrem Engagement zu verdanken, dass dem deutschen  Lesepublikum wieder einer der zentralen Dichter des Orients in einer Nachdichtung vorliegt - und mehr. Denn im weiteren  Verlagsprogramm findet sich ein ganz besonderes Juwel:

Hafis: Der Diwan - Faksimile Edition der deutschsprachigen Erstausgabe von 1812/13
Ein geistig-lukullischer Genuss für Hafis-Liebhaber! Dies ist das Buch, das Goethe zu seinem Werk "Westöstlicher Diwan"  inspirierte, ein köstliches Muss für jeden Goethe-Kenner. Selten hat man eine solch unmittelbare Gelegenheit, die  Zusammenhänge zwischen Inspiration und Umsetzung durch den deutschen Dichterfürsten zu studieren. Der Diwan - Jedem ans  Herz gelegt, dessen Appetit auf Mehr durch die Nachdichtungen der Lieder und Gesänge des HAFIS geweckt wurde!
 
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Wolfgang Günter Lerch in der FAZ vom 13.7.2000

„Des Hafis Geist war der Schönheit der Welt zugewandt 

Des Hafis Geist war der Schönheit der Welt zugewandt; obschon Korangelehrter, blieben ihm heuchlerische Fanatiker zuwider. Bis heute nennen ihn die Perser die „mystische Zunge“, um seine unorthodoxen religiösen Neigungen zum Ausdruck zu bringen. ... Mit den Mullahs übrigens hatte auch Hafis schon seine Schwierigkeiten.“ 

Wolfang Günter Lerch in der FAZ am 13.7.2000, anläßlich der Einweihung des Hafisdenkmals in Weimar durch den iransichen Staatspräsidenten Chatami. 

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„Übernatürlich" -Ojand Hadinia-  
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Leserrezensionen Durchschnittliche Leserbewertung: *****
oshi@dplanet.ch aus Abseits , 29. Dezember 2000 

Ist es nötig zu sagen, dass Hafez der wohl genialste, feinfühligste und geradezu virtuoseste Poet des vergangenen Milleniums ist? Ein wahrlich beeindruckendes Buch. Zurecht hat sich Goethe als Hafez's Zwillingsbruder gefühlt. Hafez's Kunst im Umgang mit den Worten, mit der Sprache ist bis heute unerreicht; sowohl im Osten wie auch im
 Westen. Die Weisheiten, die in seinen Niederschriften enthalten sind, offenbaren sich mit Rafinesse, Sänfte, mit bildhafter Phantasie und wundervoller Metaphorik. 

Ein jeder, der behauptet in Sachen Literatur bewandt zu sein, sich auszukennen, belesen und gar weltmännisch zu sein, und die Verse Hafez's nie zu Gesicht bekommen hat, der irrt.Hafez ist die dritte Dimension des geschriebenen Wortes. 

Rezension aus Deutschland vom 1. April 2014 Ein wunderbares Werk orientalischer Dichtkunst, Tiefsinniges über die Liebe zum Leben, die Liebe zu Gott und allen schönen Dingen, die dazu gehören.
Vielen Dank
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Andere Dichter zu Hafis:
 
Goethe fand in Hafis eine verwandte Zwillingsseele über die Jahrhunderte und Kulturen:

Offenbar Geheimnis:

Sie haben dich, heiliger Hafis,
Die mystische Zunge genannt,
Und haben, die Wortgelehrten,
Den Wert des Worts nicht erkannt.

Mystisch heißt Du ihnen,
Weil sie Närrisches bei dir denken
Und ihren unlautern Wein
In Deinem Namen verschenken.

Du aber bist mystisch rein,
Weil sie dich nicht verstehn,
Der Du, ohne fromm zu sein, selig bist!
Das wollen sie dir nicht zugestehn.

Johann Wolfang von Goethe

Nietzsche fand in ihm einen reinen, heiteren freisinnigen Ekstatiker. 

Frage eines Wassertrinkers: 

Die Schenke, die du dir gebaut, 
       ist größer als jedes Haus, 
Die Tränke, die du drin gebraut, 
       die trinkt die Welt nicht aus. 
Der Vogel, der einst Phönix war, 
       der wohnt bei dir zu Gast, 
Die Maus, die einen Berg gebar, 
       die - bist du selber fast! 

Bist Alles und Keins, bist Schenke und Wein. 
       Bist Phönix, Berg und Maus, 
Fällst ewiglich in dich hinein, 
       Fliegst ewig aus dir hinaus - 
Bist aller Höhen Versunkenheit, 
       Bist aller Tiefen Schein, 
Bist aller Trunkenen Trunkenheit 
       wozu, wozu dir - Wein? 

Friedrich Nietzsche

Rückert, der Orientalist und Dichter, der selbst viele Hafis-Gedichte ins Deutsche übertragen hat:

Hafis, wo er scheinet Übersinnliches
                  nur zu reden, redet über Sinnliches;
Oder redet er, wo über Sinnliches
                  er zu reden scheint, nur Übersinnliches. 
Sein Geheimnis ist unübersinnlich,
                 denn sein Sinnliches ist übersinnlich.

Friedrich Rückert
 



 

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